Besucherinfo

KRAMPUS. Die Ausstellung


Krampus ist in den Galerieräumen dieser Ausstellung nicht zu finden. Der Künstler will einen Anlass anbieten, um von Krampuserfahrungen zu erzählen, Diskussionen über die persönlichen Erinnerungen zum Thema Krampus (und Nikolaus) und zu den unterschiedlichen Bräuchen wie auch Familiengeschichten zu diesem Thema zu teilen. Jede Region in Österreich hat ihre eigenen Traditionen. Kurt Tong möchte und kann als Fremder in dieser mitteleuropäischen Kultur keine fertige Geschichte zu Krampus bieten. „Ich würde nie sagen, dass ist Krampus oder das ist die chinesische Tradition. Es gibt viele Versionen einer Geschichte. Es ist eine Version. Es ist meine Version vom Krampus, meine Reflexion dieser Geschichte.“

 

 

Raum 1


Hier, in diesem hellen Raum, mit seinen Schneelandschaften wird Weihnachten thematisiert. In Tirol stehen Nikolaus und Krampus in keiner Verbindung zu Weihnachten. Kurt Tong verbindet sie in der Ausstellung.

In diesen manchmal diffusen Winterlandschaften sind es die kleinen Details, die auf einen Eingriff des Menschen hinweisen. Oder es sind die Menschen selbst, die sich durchs Bild bewegen. Für Kurt Tong bedeutet Natur eine Landschaft ohne menschliche Eingriffe. Diese Landschaftsbilder zeigen eine vom Menschen beeinflusste, veränderte Landschaft. Letztendlich steht die weiße vom Menschen veränderte Winterlandschaft für den Nikolaus, der dunkle Wald für die Wildnis und den unheimlichen Krampus. Die Nordwand ist eine Referenz an die Maskenschnitzer. Rechts blicken wir in Martin Eggers Werkstatt. Links sehen wir Masken und den Ausblick in die Landschaft aus dem Fenster der Werkstatt von Franz Oberschneider, Arbeitsplatte von Martin Egger, der die Masken auch fasst/bemalt.

Das Thema Weihnachten wird inmitten der Winterlandschaften und der Maskenwerkstätten von zwei historischen Weihnachtsfotos getragen.

Die Postkarte zum Thema „Gruß vom Krampus und Nikolaus“ an der Ostwand, führt zum Korridor mit weiteren heute eher ungewöhnlichen Krampusmotiven.

 

Korridor


An der Wand zeigen Postkarten erotische Motive der Serie „Gruß vom Krampus“ mit leicht bekleideten jungen Frauen in Interaktion mit einem kindlichen Krampus. Hier sehen wir laut Kurt Tong „sexy Krampus“. Diese Postkarten von Flohmärkten stammen aus den 1920er bis 1940er Jahren. Sie sind als Valentinskarten verschickt worden. In den Postkarten „manifestiert sich Krampus in der Populärkultur. Die Postkarten sind also ein Beispiel dafür, wie die sexuelle Perversion durch Krampus zum Vorschein kam. Kurt Tong meint: Heutzutage geht es mehr um Gewalt und Romantik, sich betrinken, gegen jemanden kämpfen. Die 20er Jahre waren vielleicht pervertierter und zeigen ein tabuisiertes Verhalten. „(…) die Figur des Krampusses ist deshalb so faszinierend, weil sie in einer Gestalt viele verschiedene und teilweise völlig konträre Bedürfnisse befriedigt.

 

Raum 2


Im unbeleuchteten Raum sind die dunklen Bilder noch schwerer auszumachen. Die Idee Kurt Tongs war es, dass sich das Publikum - angeregt vom Titel der Ausstellung und den Postkarten im Korridor - mit den Leuchtstäben auf die Suche nach Krampus macht. Der Krampus scheint in all diesen Bildern präsent, er macht uns Angst, obwohl der Künstler ihn doch immer und immer wieder vor unseren Augen demaskiert, dekonstruiert, desakralisiert. Wir erleben unsere eigene Angst als irrational, und kommen ihr doch nicht aus.

Wald mit tiefen Schatten

Die Aufnahme im Stadtgebiet entstand unter natürlichen Lichtverhältnissen während eines Sonnenuntergangs. Es wurde aber auch eine künstliche Lichtquelle vom Künstler hinzugefügt.

Kleinformatiges schwarz/weiß Fotos auf Glasplatte

Zu den ursprünglichen Personen hat Kurt Tong weitere hinzugefügt.

Screen

Krampus-Horrorfilme, Kamera vor dem Bildschirm, wenn der Krampus für kurze Zeit zu sehen war. Die Aufnahmen zeigen die typischen Farben des Horrorfilms: rot und dunkel.

Masken aus dem Tiroler Volkskunstmuseum - Innenseiten

Diese Maskenfotos bieten nicht nur einen Blick auf die Konstruktion Maske, auf ihr „Innenleben“ mit den Spuren des Schnitzmessers, den Besucher*innen bietet sich die Möglichkeit, die Rolle der Maske zumindest visuell einzunehmen und damit eine der „unterschiedlichen Funktionen von Masken wahr zu nehmen: Die Innensicht für ihren Träger im Gegensatz zur äußeren Wirkung. Die Vorderseiten der Masken sind an der gegenüberliegenden Seite des Kubus zu sehen. Die markierte leere Stelle an der Wand hat Absicht. Kurt Tong agiert wie in Horrorfilmen, in denen das Unheimliche unsichtbar bleibt. Bei dieser Maskenreihe mit fehlendem Bild wurde er von dem Videogame Alan Wake inspiriert, „aber auch von anderen Horror-/Gruselgeschichten, in denen ein Gemälde zum Leben erwacht.“ Die Leerstelle betont erneut die Abwesenheit des Krampusses.

Kleinformatiges schwarz/weiß Foto auf Glasplatte

Auf dieser Glasplatte ist in der Bildmitte ein geschmückter Altar im öffentlichen Raum zu sehen und ein verängstigtes, weinendes Kind. Links und rechts ist schemenhaft eine Prozession von Maskenträgern angedeutet. „A scaring old fotograph“. Auch hier hat Kurt Tong ergänzend in den Bildinhalt eingegriffen.

Text eines Krampusspiels

Beide Texte sind in Deutsch und gehören zum Öblarner Krampusspiel.

Spiegelsymbol und Figuren

Ein Großteil von Kurt Tongs neueren Arbeiten enthält Installationen und Skulpturen und verschiebt die Grenzen des Mediums. In diesem Bereich steigert sich die Ausstellung von Fotografien zu einer Rauminstallation Diese Installation bringt Horrorelemente konzentriert zusammen: das aus dem Film Blair Witch Project bekannte Twana-Symbol aus Spiegeln geformt. Die Spiegel reflektieren das Licht der Leuchtstäbe und werfen ihre Reflexe in den Raum und auf die Objekte.

Kurt Tong geht es darum, „die Intensität der Wahrnehmung zu verstärken“. Die Besucher*innen haben die Möglichkeit, sich mit ihrem Körper „durch eine Arbeit zu bewegen“. Sie können sich selbst mit den Leuchtstäben orientieren und ihren Weg erhellen. Sie begegnen dabei eventuell anderen Besucher*innen und können diese beim Schauen beobachten.

Klaubaufmasken

Diese zwei Masken stammen von Martin Egger. Der Klaubauf ist eine Figur aus Matrei in Osttirol. Er kann bis zum Küchentisch in den Häusern vordingen, um die Bewohner hervorzuzerren. Das eigentliche Ziel des Klaubauf ist der „Raub“ junger Mädchen, die ins Freie gebracht, in den Schnee geworfen und gleich darauf aber wieder frei gelassen werden.

 
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